46. Reparatur oder Neubau
Fixe Ideen und Kerls in Sammetröckchen
Wollte das Gemeinwesen aufgeklärte Eliterepublik bleiben oder mehr nationale Demokratie wagen? Wollte es lieber deutsch oder hanseatisch-unabhängig sein? Nicht zu übersehen war jedenfalls, dass tiefe soziale Risse durch die Gesellschaft der Stadt gingen.
Dies ist Teil 46 der Aufklärung in Hamburg: Johann Heinrich Bartels, Amandus Augustus Abendroth, Ferdinand Beneke und die Verbesserung ihrer Republik 1790–1835, which you can also read in English. Die Einleitung beschreibt, worum es geht, und wer einen Überblick über die bisher veröffentlichten Kapitel haben möchte, klickt bitte hier.
Im Mai 1814 endete die Belagerung der französischen Stadt Hamburg durch die Armee der Alliierten. Napoleon war gestürzt und irgendwann musste auch ein Marschall Davout sich mit dieser Tatsache auseinandersetzen. Eine Zeitlang wollte er es nicht wahrhaben und weiter Widerstand leisten. Dann wurde vernünftigerweise die kampflose Übergabe vereinbart.
Amandus Augustus Abendroth war der erste Pragmatiker der Republik. Als klar war, dass das Kaiserreich stürzen würde, traf er seine Vorkehrungen. Der entscheidende Umstand war der vollständige Sieg der antinapoleonischen Koalition. Alle diplomatischen Bemühungen, den Hamburger Staat zu sichern, mussten sich ab sofort an die siegreichen Mächte England, Russland, Preußen und Österreich richten. Er schickte also Syndikus Johann Michael Gries ins militärische Hauptquartier der Alliierten erst in die Schweiz, dann nach Paris. So konnte sich der Hamburger Staat kostspielige einzelne Gesandtschaften sparen. Es gab noch einen anderen Grund. Abendroth hatte seine Zweifel, ob Kollege Johann Smidt aus Bremen die Hamburger Interessen angemessen in Paris berücksichtigen würde. Gries ist dort sehr thätig gewesen, hatte er sich auf einem umfänglichen Spickzettel für die nächste Senatssitzung notiert, es kann wohl nicht schaden, daß der zu lebhafte Smidt aus Bremen etwas durch das Phlegma von Gries zurückgehalten wird.1
Mehr denn je kam jetzt alles auf die britische Regierung an. England, setzte Abendroth seinen Kollegen auseinander, ohne sich von seiner jüngsten Vergangenheit als Maire in Verlegenheit bringen zu lassen, ist uns von der aller größten Wichtigkeit. England hat unendlich viel für uns gethan und wird noch mehr thun. … Alles ist in England präparirt und im besten Gange, indes mus nothwendig nach der Feierlichkeit die die Engländer auf alles legen eine feyerliche Deputation in London auftreten.2 Abendroth schlug für die Leitung der Mission John Parish jun. vor. Wie der Name schon andeutet, war von ihm geschliffenes Englisch in Wort und Schrift zu erwarten, und nicht nur das. Seine Vermögensverhältnisse waren die erfreulichsten, was für eine gelingende diplomatische Mission nicht ganz unerheblich war. Außerdem kannte er die wichtigen Leute, stand mit allen in gutem Einvernehmen und war au fait wie die Sachen in London sich entwickelten.3 Noch im Juni traf Parish als Deputierter der Republik in Begleitung von Martin Garlieb Sillem und Syndikus Doormann in der englischen Hauptstadt ein.4 Dort regierte der Prinzregent, der zukünftige George IV., der den Luxus liebte.
Mehr zu tun war vor Ort in Hamburg. Abendroth wollte das wieder aufzuziehende Räderwerk5 des Staates erneut in Schwung bringen. Staatsmaschinen nach allen Regeln der Vernunft zu reparieren war Aufklärung in Reinkultur, stand aber in markantem Kontrast zu den nationalen Begeisterungsstürmen, die gerade die Öffentlichkeit erschütterten. Dennoch schien plötzlich viel möglich. Aber es gab ein Problem. Parteien hatten sich gebildet, politische Feindbilder sich entwickelt. Im Übrigen brauchten Reformen Mehrheiten unter den Stimmbürgern, was Leute wie Heß, die zum Staatsstreich neigten, eher vergaßen. Dem Politiker Abendroth war das geläufig, es finde die größte Einigkeit unter uns statt, forderte er schon von Kiel aus, jede Privatleidenschaft, aller Partheigeist sey unterdrückt, alles frühere, was daran erinnern oder ihn erwecken kann, sey vergessen.6 Es war eine öffentliche Versöhnungsrede. Konzentration auf die Sache sollte helfen, ins Gespräch zu kommen. Parteien waren in diesem Augenblick die große Gefahr. Ich habe es mir ganz besonders angelegen sein lassen, erklärte er im Frühjahr im Senat, die sehr erhizten Gemüther zu besänftigen und die Partheyen möglichst zu einigen ich glaube daß es mir ziemlich gelungen ist.7 Als alles auf des Messers Schneide stand, sah es weniger beruhigend aus.
Abendroth hatte ein Programm für die Totalreform der Republik verfasst, seine Wünsche bey Hamburgs Wiedergeburt. Die Wünsche erschienen im Februar 18148 im Druck, waren übrigens teuer, zwei Mark vier Schillinge.9 Das war ein Viertel des Wochenlohns eines Arbeiters, aber für den waren sie auch nicht geschrieben. Sie enthielten alles, was den Aufklärern und Verbesserern lieb und teuer war, befassten sich mit der Verfassung, dem Haushalt, der Polizei, den Zöllen, den Senatsgehältern, der Organisation des Senats und der Repräsentation in der Bürgerschaft. Mit allem also, was das Räderwerk, die Maschine des Staates ausmachte. Mit dem deutschen Vaterland beschäftigten sie sich nur am Rande. Kurz, in den Wünschen skizzierte Abendroth eine aufgeklärte Musterrepublik der Zweckmäßigkeit und der Nützlichkeit. Ohne größere Ansprüche, versteht sich, und für den Hamburger Hausbedarf. Er war ja bescheiden, nicht, als wenn hierin neue Entdeckungen in der Staatskunde – auf die der Verfasser keinen Anspruch macht – enthalten wären.10 Aber für die Zukunft der Hamburger Republik war doch eine ganze Menge enthalten.
Die Wünsche verteilte er an einen ausgewählten Kreis:11 Caspar Voght, Piter Poel, Friedrich Perthes und Karl Sieveking waren darunter, auch Friedrich Ludwig Schröder, der politische Theaterdirektor, und Johann Michael Hudtwalcker, der bewährte Altaufklärer. Die Reaktionen waren ermutigend.12 Aber Abendroth ging vorsichtig zu Werke. Ihn plagte die Befürchtung, selbst Partei zu bilden. Das sollte nicht sein. Das Gute, das Vernünftige, das Zweckmäßige sollten gefördert, Sachargumente von allen Seiten beleuchtet werden. Die Wünsche waren eine Aufforderung zum Diskurs, kein Parteipamphlet, sollten das zumindest sein, ich sage meine Meinung, und damit basta.13 So konnte man das sehr bodenständig auch ausdrücken und der Senator tat es. Ob es Rezensionen gegeben hatte, interessierte ihn dann übrigens doch. Bis Ende 1814 waren ihm noch keine zu Gesicht gekommen. Mit etwas Verspätung erschien im Juni 1815 eine positive Kurzanzeige im Morgenblatt für gebildete Stände.14
Aber würden Argumente in der Sache wirklich zum Ziel führen? Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit hatten Parteifarbe bekommen, ob der Senator wollte oder nicht. Es kamen Zweifel auf. Ich hatte mit niemand darüber conferirt, schrieb Abendroth Mitte März 1814 aus Ritzebüttel an Perthes, mit niemand etwas verabredet weil mir dies schon eine faction zu seyn schien, ich wünschte nur daß meine Gründe und nichts anderes die Leute leiten sollten, um so mehr ist es mir leid daß man dadurch nicht zum Zwek kommt, sondern daß die tollen Leute erst müssen bearbeitet werden, was wollen diese unvernünftigen Menschen? uns noch unglüklicher machen als wir sind?15 Abendroth vertraute Perthes.
Wer aber waren die tollen Leute? Ferdinand Beneke gehörte wohl dazu. Auch ihm hatte der Autor ein Exemplar der Wünsche geschickt – in der stillen Hoffnung, ihn von seinen wilderen Projekten abzubringen. Beneke bedankte sich für das Gute und Nützliche.16 Aber das waren höfliche Floskeln. In Wahrheit nahm er die Wünsche sehr reserviert auf. Es hatte mit der großen, der deutschen Zeit zu tun. Abendroth hatte davon nichts mitbekommen, dass war Benekes Ansicht. Er selbst hingegen hatte das Deutschtum gepachtet und wusste alles besser; daß er, Abendroth nämlich, bey viel praktischer Gewandtheit ziemlich tief unter der rechten Ansicht stehet, daß er unsre große Zeit nur halb versteht, und daß seinem engbrüstigen Gemüthe oft die Wahrheit entweicht, wie seinem Lokalism, und Profanität das Größere, Höhere, ist mir indeß eben so scheinbar, als, daß er den Fodrungen der Zeit nur soviel Flickwerk an dem alten Wesen zugestehen will, als ungefähr genug ist, seine Persönlichkeit wieder in die alte Lage zu versenken, wobey er NB. auch das Flickwerk nur nach französischer Weise will, vermuthlich weil ihm nichts Drittes bekannt ist.17
Immerhin gestand er zu, dieser Senator sei weder böse, noch talentlos.18 Das Problem war nur, dass sich seine Talente auf die profane, alte Aufklärung, auf Nützlichkeit und Verbesserungen beschränkten. Schnee von gestern. Jetzt ging es um das Große und Ganze und um den Geist der Zeit. Die aber waren deutsch und christlich und Abendroth war weder das eine noch das andere.19 Beneke fiel auch noch ein Vergleich ein. Der Senator kam ihm vor, wie in einer schönen, großen, romantischen Gegend … ein Magister Matheseos, der seinen Acker zu meßen im Begriff ist.20 Gegenfrage der Aufklärer: Was war an einem Mathematiker und Landvermesser auszusetzen? Landvermessung war unverzichtbar. Grundbücher und damit die Mobilisierung von Land für Kredite zur Verbesserung der Produktivität waren davon abhängig.21
Das Misstrauen zwischen Aufklärern und Deutschbegeisterten beruhte auf Gegenseitigkeit. Abendroth wurde ganz unheimlich zumute, als er plötzlich diesen etwas unpraktischen Rechtsanwalt Ferdinand Beneke mit ‚Major‘ ansprechen sollte.22 Ihm war nicht ganz klar, was der und seine Freunde eigentlich trieben, was er wollte und welche Rolle dabei möglicherweise die Bürgergarde spielte – daher übrigens der ‚Major‘.
Die Bürgergarde – jetzt Hanseatische Bürgergarde, Name und Organisation des Militärs waren sehr in Fluss – bestand im Frühjahr 1814 aus etwa 1.200 Mann.23 Unter der Führung von David Christopher Mettlerkamp kämpften 800 von ihnen direkt vor Hamburg. Sie verstand sich als Beitrag der Bewohner der Hansestädte zur eigenen Befreiung. Mitte Februar war Major Beneke dazugestoßen und sie hatte ihren ersten größeren Einsatz mit Toten und Verwundeten.24 So stellte sich der schwärmerische Rechtsanwalt auch die Rolle des Senats bei der Befreiung vor: Heroisch, kriegerisch und opferbereit.25 Das schrieb er irgendwo in Pinneberg und Umgebung, nachdem der geschäftsmäßig kühle Senator Abendroth ihn mit seinem Projekt einer provisorischen Regierung gerade hatte abblitzen lassen. Später traf Beneke die vernünftigen Herren in Altona. Bey v Axen fand ich außer Abendroth auch Bartels, und den kühlen v Sienen.26 Diese Runde bereitete vorsichtig den bürgerlichen Neuanfang der Republik Hamburg vor, Beneke hielten sie dabei wenn möglich außen vor. Dieser Rechtsanwalt und Schwärmer forderte ja Vaterland, Waffen, Religion!27 Von Vaterland, Waffen und Religion aber war in den Wünschen wenig die Rede.
Wohin würde das führen? Selbst Benekes Schwiegervater Otto von Axen machte sich Sorgen und hatte schon zuvor darüber an Abendroth geschrieben, der das postwendend an Friedrich Perthes weitergab, v Axen hat wieder ängstliche Ideen wegen der Bürgergarde der Mumsen ist bey ihm gewesen und hat ihm gesagt daß Dr Beneke dem ich weil ich mich mit Widerlegung seiner Ideen nicht befassen wollte ein impressum sandte, damit nicht zufrieden, an einer neuen Constitution arbeitet – ich denke man lasse ihn arbeiten, ich hoffe es von seiner Rechtlichkeit daß er keine faction bilden wird, hat er unter seinem Wust einige gute Ideen so mag die zur Untersuchung dieser Pläne niederzusezende Behörde diese aufnehmen.28 ‚Der Mumsen‘ war Johannes Mumssen, Dr. jur., Offizier der undurchsichtigen Bürgergarde. Mit Beneke hatte er lange Spaziergänge in Lübeck gemacht und ihm über das belagerte Hamburg berichtet.29 Sein Privatleben war aufregend. 1827 heiratete er Minna, geschiedene van Nuys, verwitwete Bertheau, liierte August Wilhelm Schlegel, Freundin Madame de Staëls.30 Sie war eine romantische Society-Dame, wie sie im Buche stand – das liederliche Mensch!,31 schrieb Julius Campe an Heinrich Heine, als ihre nächste Heirat anstand. Das junge Deutschland legte strenge Maßstäbe an.
Möglicherweise befürchtete Abendroth, die neuen Vaterlandsfreunde mit Beziehungen zu gleichgesinnten Dichtern und Denkern könnten die Republik mit der Bürgergarde im Handstreich nehmen und zu einem Musterstaat der nationalen Wiedergeburt machen: Wenn Sie aber nur irgend etwas über Beneke vermögen, schrieb er noch einmal an Perthes, so suchen Sie doch seiner verkehrten Thätigkeit Meister zu werden … er glaubt ein Republikaner zu seyn und ist nichts weniger.32 Perthes tat sein Bestes und versuchte Beneke davon zu überzeugen, sich dem Senator anzuschließen. Abendroth gehe doch in seinen Umwälzungen viel weiter, als wir gehen wollten,33 schrieb er händeringend an seinen verehrten Freund Beneke. Es half aber nicht. Ende März 1814 organisierte Abendroth die provisorische Verwaltung des Landgebiets34 und bemühte sich, Beneke einzufangen. Er sei doch nicht zum Militär berufen und bot ihm ersatzweise an, Chef einer der provisorischen Landbehörden zu werden. Ein Fehler. Der Major und Rechtsanwalt fühlte sich als deutscher Bürgersoldat in großer Zeit beleidigt. Mit Schonung, und Mäßigung widerlegt,35 schrieb er in einem Gedächtnisprotokoll über das Gespräch. Die Mäßigung fiel ihm wohl nicht ganz leicht.
Beneke stellte sich dann außerordentlich wichtigtuerisch an und verlangte über dem noch, im Namen der Nation die wiedergewonnene Freiheit Hamburgs zu erklären. Das hatte schon einmal katastrophale Folgen gehabt. Dr. Abendroth reichte es. Sie haben früher verhohlen nach Kiel geschrieben, daß Sie aus Langeweile sich mit der Bürgergarde beschäftigen, es scheint auch jezt noch Ihre einzige Beschäftigung zu seyn so wie die Feststellung der Idee daß eine gemeinschaftliche Regierung für Hamburg jezt schon nöthig ist; ich möchte in keiner Hinsicht und für keinen Preis ein solches Leben führen, und bedauere Sie deshalb herzlich, sollten Sie nicht würklich, da niemand … Ihrer Meynung ist, etwas Mistrauen in Ihrer Meynung zu sezen sich veranlaßt sehen?36 Und dann die Flut von Memoranden aus Benekes Feder. Hier hatte der Senator einen guten Rat, mein lieber Dr: Sie schreiben bey weitem zu viel.37 Aus der Sicht Abendroths war es zum Verzweifeln. Man mus zum faveur solcher Leute wie Beneke würklich annehmen daß sie fixe Ideen haben sonst müste man würklich schlechtes von ihnen denken.38 Das richtete sich an Karl Sieveking, den zukünftigen Syndikus. Beneke hatte in der Tat eine fixe Idee. Sie hieß Deutschland.
Im Mai 1814 öffnete die besetzte Stadt den alliierten Befreiern die Tore. Das musste gefeiert werden. Ferdinand Beneke plante Dank gegen Gott beim Einzug der Bürgergarde und hatte sich das vom russischen General von Bennigsen absegnen lassen – Senator Amandus Augustus Abendroth hatte er allerdings nur aus Höflichkeit davon informiert. Der war dagegen, ‚wat soll dat, dat hollt man up‘,39 meinte er platt. Beneke erstarrte im patriotischen Überschwang. Etwas zum Lachen gab es allerdings auch, selbst für den eher ernsthaft veranlagten Rechtsanwalt. Obrist David Christopher Mettlerkamp von der Bürgergarde hatte gerade wieder eine schwache Stunde – er hatte sie öfter, er neigte zur militärischen Prahlerei – und verlangte von Beneke große Uniform. Die hatte er aber nicht. Er handelte den Chef auf Epauletten herunter. Die kamen billiger, zumal wenn man sie alt kauft.40 Vaterlandsliebe vertrug sich mit einer gewissen Sparsamkeit.
Am 31. Mai zogen die Alliierten bei sonnigem und kühlem Wetter ein. Die Polizei hatte vorgesorgt. Die Straßen waren gereinigt, Tribünen und Gerüste wegen der Enge allerdings verboten. Zünfte und Korporationen, die am Zug teilnehmen wollten, hatten sich bei Herrn Abendroth zu melden.41 Er hatte gut zu tun. Vor Rainville in Ottensen wartete die Musik, die Garde formierte sich, Menschenmassen vor, auf und neben den Toren. Des Volkes Jubel war ungeheuer. Mettlerkamp, und unsre BürgerGarde waren nun seine Abgötter. Wir wurden mit Kränzen fast erstickt, Blumen regneten aus allen Fenstern.42 Dr. Beneke war im Rausch. In der Stadt hingen Transparente, auf denen allerdings nirgends Deutschland erwähnt wurde. Das gab ihm einen Stich. Er selbst hatte auch eines in Auftrag gegeben, im Namen Bennigsens, es hing vom Rathaus herab. ‚808. Karl der Große – 1225. Adolf IV. Graf v. Schauenburg, – 1814. die hohen Alliirten. – Bennigsen.43 Jemand hatte korrigiert. Beneke hatte 1814. Europa’s Völkerbund schreiben wollen. Für die meisten blieb sein Plakat auch so wohl etwas kryptisch. Karl der Große mochte ja noch angehen, aber wer war noch gleich Adolf IV.? Dann erteilte die Republik dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein den Auftrag, das Geschehen auf einem Gemälde festzuhalten. Das Bild war für den großen Saal des Rathauses bestimmt. Die Auftraggeber erwarteten Realismus, der Maler war an die Lokalität, das Personal und die militärische Konvenienz und Vorschrift44 gebunden. Dr. Meyer von der Patriotischen Gesellschaft befürchtete deshalb eine gewisse Einschränkung der künstlerischen Wirkung, war aber trotzdem begeistert, als er es noch in seiner Entstehungsphase in Eutin besichtigen konnte.
Auch die Hamburger Bühnen feierten den Sturz des Kaisers – auf ihre Art. Das erleichterte Publikum wollte lachen und es lachte am liebsten über Bonaparte. Der redete mit seinen Marschällen wirres Zeug, sprang auf der Flucht von einem Kostüm ins andere, um dem gerechten Volkszorn zu entkommen, und stürmte panisch über die Bühne, verfolgt von echten Kosaken zu Pferde. Die Geister der im Kampf verblichenen nationalen Helden Palm, Hofer, Schill lamentierten wortreich aus dem Jenseits. Das johlende Volk auf den billigen Plätzen konnte nicht genug bekommen. Die besseren Bürger waren peinlich berührt, so berichtete einer der reichsten der besseren Bürger, George Parish, nach London und wunderte sich trocken über diese Theaterabsurditäten, which I believe are not countenanced by the better part of the audience.45 Auch Seeheld Horatio Nelson baute sich auf der Bühne einarmig und einäugig vor Napoleon auf – he tells his Majesty how foolish were all his plans to exclude England from the Continent and reminds him (not in the most delicate terms) of the drubbing he got at Aboukir and Trafalgar.46 Das robuste Hamburger Publikum neigte gerade zur politischen Rachsucht.
Das Schauspielhaus gab Stücke mit aktuellem Tagesbezug und die Billets fanden reißenden Absatz.47 Die elegante Gesellschaft hielt sich die Nase zu und amüsierte sich milde über den Blödsinn. Das war George Parish im Theater aufgefallen, noch mehr zeigte es sich dort, wo die Reichen und Schönen unter sich waren. The society of Hamburg is on a very pleasant footing, reminding me occasionaly of our Indian intercourse, where people are sociable and fond of good living with ample means to indulge in it.48 Gesellige Leute mit den Reichtümern indischer Nabobs und viel Sinn für das gute Leben. Wie man sich das genau vorzustellen hatte, erfuhr ein paar Jahre später Karl Sieveking in Rio de Janeiro vom dortigen britischen Gesandten, der sich gerne daran erinnerte, dass man in den Marmorsälen am Hofe von Agra mit lebendigen Menschen Schach gespielt hatte. Diese Zeiten schienen am Hofe des Nabobs von Oude wieder aufzuleben, der unter englischem Schutze ein ungeheures Vermögen anhäuft. Er unterhält 2000 Elefanten, und seine Agenten müssen ihm alles zuschicken, wodurch europäischer Erfindungsgeist die Natur seinen Zwecken dienstbar macht. Zu einem seiner Feste bestellte er in Kalkutta mehr Claret, als alle Rebenhügel der Garonne in einem Jahr erzeugen.49 Dann amüsierte sich Sieveking darüber, dass Engländer unterwegs nach Indien so taten, als würden sie einen Sonntagsausflug nach Bederkesa unternehmen. Geld war also wichtig, je mehr, desto besser.
Auch in den Hamburger Salons und Parlour Rooms musste nicht gespart werden. John Parish, der Vater von George, jedenfalls hatte keinen Mangel zu leiden. Er konnte beim Wettbewerb der Millionen gut mithalten. Sein Geschäftskapital hatte sich zwischen 1804 und 1815, in der Zeit der größten Krise, von 700.000 Mark auf 1,5 Millionen erhöht.50 Ein anderer Indikator deutete auf noch mehr Geld. Die Bruttogewinne des Hauses John Parish zwischen 1797 und 1815 beliefen sich auf 5 Millionen Mark.51 Und das während und nach der größten Katastrophe, die die Republik in ihrer jüngeren Geschichte erlebt hatte. John Parish Vater kommentierte das trocken: Wir verdienten Geld wie Kaufleute zu Kriegszeiten immer tun;52 Das bezog sich eigentlich auf einen anderen Krieg, die Bilanz des Hauses Parish zeigte jedoch, dass das auch für den jüngst überstandenen Weltkrieg galt. Die Beau Monde feierte in ihrer Welt des Luxus und der Moden einfach dort weiter, wo sie vor den lästigen Ereignissen der letzten Zeit aufgehört hatte – auch wenn vielleicht Elefanten in größerer Anzahl nicht zum Hausstand gehörten. An Geld schien es ihr nicht zu mangeln. Diese Beobachtung ließ sich auch in anderen deutschen Städten machen.
Der Luxus ist grösser, als man nach so erschöpfenden Kriegsjahren erwarten sollte,53 hörte Beneke Ende 1814 von einem Freund aus Berlin und machte kurze Zeit später in seiner eigenen Stadt Hamburg die gleiche Erfahrung. Es kehrten Vornehme und Geringe wieder zu der Knechtschaft des allerfrivolsten Luxus, und zu den herzlosen Formen der vorherigen Jahrzehnte zurück, die große verhängnisvolle Zeit, in welcher sie frei wurden von allen solchen Eitelkeiten, als eine FastenZeit betrachtend, die in Karneval übergeht.54 Wenn das stimmte, dann war die Gesellschaft der Republik tief gespalten, wenn auch anders, als Beneke sich das in seinen deutschen Phantasien von großen, verhängnisvollen Zeiten vorstellte. Denn von der Rückkehr der Geringen, des Volkes, zum allerfrivolsten Luxus konnte ja wohl bei vernünftiger Betrachtung nicht die Rede sein. Diese Spaltung zeigte sich nicht nur im Theater. Im Salon herrschte das süße Leben, auf der Straße die Gewalt. Die Reste der kaiserlichen Armee – 6.000 Soldaten befanden sich nach der Übergabe noch in der Stadt – mussten mit Angriffen des Mob rechnen. Verletzte französische Soldaten, die sich gerade etwas erholt hatten, wurden umstandslos zusammengeschlagen. Die Klügeren gaben sich als Italiener aus.55 Derweil sangen die befreiten Hannoveraner in Buxtehude God Save the King und Rule Britannia.56
Gesungen wurde auch höheren Orts. Eine Welle von karnevaleskem Luxus überspülte die Stadt. Das hing mit einer mondänen Sängerin zusammen, Angelica Catalani. Die Künstlerin leitete das Théâtre-Italien in Paris. Jetzt befand sie sich auf großer Europatournee, im Juni 1816 sang sie in Hamburg. Der Starkult feierte Triumphe. Der Herzog von Cambridge, Vizekönig von Hannover, schickte seinen Konzertmeister, der spanische Gesandte führte die diamantenglitzernde Primadonna vor das Publikum. Die Hamburger Welt des Luxus und der Moden zelebrierte das gesellschaftliche Großereignis des Jahres. War das vielleicht etwas unpassend, nach dem was kaum zwei Jahre zuvor geschehen war?57 Abendroth im ländlich-sittlichen Cuxhaven ärgerte sich. Die anspruchsvolle Dame wolle sich in der Michaeliskirche in Szene setzen, so hatte er es jedenfalls gehört. Das ging zu weit – aber der Gouverneur war auf ein Gerücht hereingefallen. Mais Abderite vous même, schrieb ihm Kollege Westphalen, der Sie sich wegen der Michaeliskirche ein Märchen haben aufhalsen laßen. Es ist nicht die Rede davon gewesen, daß die Catalani in dieser Kirche singen wollte.58 Westphalen jedenfalls ging in den Apollosaal auf der Drehbahn – und gab sich der Begeisterung hin.59 Aber Abendroth hatte sich nicht geirrt. Irgendwann gelang die Künstlerin doch noch in die Michaeliskirche. Die Reaktion kam prompt. Der sakrale Raum zu diesem Zwecke gemißbraucht,60 regte sich ein vielgelesener Stadtführer auf. Frivolitäten waren keine angemessene Reaktion auf die Not des Volkes. Schon gar nicht in der Michaeliskirche. Denn die Zeiten waren ernst.
Es ging eine Epoche der Weltgeschichte zu Ende, in der sich Schrecken und Größe auf eigenartige Weise gemischt hatten. Schwere Gewalt hatte den Kontinent verwüstet, das würde die Geschichte mit blutigem Griffel der Nachwelt verkünden.61 Abendroth konnte sehr illusionslos sein. Aber für kurze Zeit hatte sich auch eine neue europäische Ordnung der Vernunft, der Zweckmäßigkeit und des Fortschritts gezeigt, die für noch kürzere Zeit sogar das Versprechen des Friedens in sich barg. Der neue, alte Senator Abendroth, vor noch nicht allzu langer Zeit französischer Maire und Mitglied des Corps législatif, war es sich selbst schuldig, auch diese Größe nicht zu verleugnen. Er tat es sehr öffentlich, der Zeitpunkt konnte riskanter nicht sein, Mangel an Mut konnte ihm niemand vorwerfen. Und er tat es ausgerechnet für einen Menschen, bei dessen bloßer Erwähnung viele Bewohner der gerade befreiten Republik apoplektische Anfälle bekamen, Marschall Davout.
Für die feindselige öffentliche Meinung gegen ihn gab es gute Gründe, Abendroth bestritt das nicht, aber er verteidigte ihn als Mann von Ehre und Treue. Wenn dem Herrn Marschall, so schrieb er in gemessener Höflichkeit, auf die auch Besiegte Anspruch erheben durften, sonst nichts vorzuwerfen wäre, als seine zu große Anhänglichkeit an einen Mann der fast ganz Europa erschütterte, der eine Zeitlang das Schicksal zu beherrschen schien, so muste es ihm bey jedem Manne von Ehrgefühl zum Lobe gereichen, den Gefallenen, dem er so viel verdankte, in dem er nach seiner Ansicht den grösten Mann der Geschichte erkannte, nicht zugleich mit seinem Glück zu verlassen, da er wohl mit den mehrsten Bewohnern Europa’s, ja man kann sagen mit den hohen Alliirten selbst, es nicht ahndete, daß Napoleon so enden würde.62 Da war es wieder, das Motiv vom Herrscher des Schicksals, der die Zukunft des Kontinents in seinen Händen hielt. Es hatte sich nun in Hybris und in tiefem Fall erfüllt. Dem Liebhaber der Philosophie der Alten gab das viel zu denken, und Abendroth fand dabei sehr viel Grund, von Selbstgerechtigkeiten der Sieger Abstand zu nehmen. Es widerstrebt einem Mann von Ehrgefühl und Delicatesse, das nahm er für sich in Anspruch, sich an dem, wenn auch nicht schuldlosen, Unglück anderer zu weiden.63
Auch Senator Johann Heinrich Bartels war erleichtert, dass die Zeit der großen Prüfung vorbei war. Er hoffte vor allem, dass es auch stimmte. So sicher war es ja nicht. Anfang März 1815 tauchte der Kaiser wieder in Frankreich auf und Europa rüstete erneut. In diesen bedenklichen Zeiten feierte am 31. Mai die Republik den ersten Jahrestag ihrer Befreiung mit einer großen Militärparade auf dem Heiligengeistfeld, einer der Redner war Dr. Bartels. Brave Soldaten!, fing er schwungvoll an, konnte dann aber eine gewisse Besorgnis nicht unterdrücken. Der Despot ist aus seinem Exil zurückgekehrt und sinnt wieder auf Verderben für unser geliebtes deutsches Vaterland und die benachbarten Nationen. Am Ende aber musste Zuversicht stehen, das wusste der Senator wie jeder gute Redner. Und nun – Glück auf den Weg in Feindes Land! Gott war mit euch – er wird es ferner seyn! Sieg oder Tod sey eure Losung. Die Sache, für die ihr kämpft, ist gerecht! Es leben unsere braven Krieger!64 Jubel brandete auf, und die Gemeinnützigen Nachrichten druckten die Rede zur Erbauung der Gemeinde.
Zuvor hatte Bartels dafür gesorgt, dass die Hansestädte ihre Truppen stellten, 3.000 Soldaten immerhin. Anfang Mai 1815 hatte er das mit seinen Kollegen aus Lübeck und Bremen geregelt.65 Sollte alles von vorn beginnen? Nicht wirklich, die Schlacht von Waterloo beendete die Neuauflage des imperialen Traums, bevor der Imperator richtig Fuß fassen konnte. Aber den Zeitgenossen war das nicht deutlich, vor allem wenn sie, wie Senator Bartels, nach dem Schrecken des Weltkriegs zu pessimistisch getönter Vorsicht neigten. Eine Schlacht war gewonnen. Aber jetzt? Die Anstrengung des Wellingtonschen und Blücherschen Heeres war über alle Maaßen gros; so ist es auch das Resultat. Zur Abkürzung des Kampfes wird dieser Sieg viel beitragen: aber ich theile die sanguinischen Hoffnungen nicht, daß der Kampf aus sey; vielmehr glaube ich, daß noch große Kraftanstrengungen erfordert werden.66 Diese Zeilen schickte der Senator einige Tage, nachdem die Siegesnachricht in Hamburg angekommen war, an den Hamburger Emissär Karl Sieveking in das Hauptquartier Wellingtons. Aus ganzer Seele Ihr Bartels,67 unterschrieb er den Brief. Das kam auch nicht jeden Tag vor, er war sichtlich bewegt.
Der Brief verfolgte diplomatische Absichten. Der Hamburger Senat wollte sich bei den militärischen Führern bedanken. Noch war nicht sicher, ob die kleine Republik überleben würde. Dem unvergleichlichen Wellington werden Sie im Namen des Senats das beifolgende Schreiben übergeben,68 instruierte Bartels den Hamburger Emissär. Der preußische General Blücher bekam auch eins. Aber mit ihm fremdelte die republikanische Elite. Im September 1816 besuchte er Hamburg. Jubel auf den Straßen, eher verlegene Zurückhaltung beim politischen Establishment. Das registrierte Ferdinand Beneke und weigerte sich, auf den Blücherball zu gehen. Begründung: Dass man den Helden nicht anders als in Gegenwart solcher Menschen sehen würde, die ihm 1806. nicht das Gesicht gönnten, die jetzt mit falschem Herzen bloß seinem Glücke Hofmachen, und die vielleicht noch mit denselben SammetRöckchen angetan sind, worin sie sich vor dem Pariser Baal gebeugt.69 ‚Kerls‘ hatte er zuerst statt ‚Menschen‘ geschrieben.
Senatoren und Bürgermeister der Republik im Sammetröckchen hatten in der Tat Eingewöhnungsschwierigkeiten. Ein Bürgermeister hat kürzlich gegen einen meiner Bekannten geäußert, schrieb im April 1815 der Bruder des Senatssyndikus Johann Michael Gries, die Bürgerschaft wäre gar zu exaltiert, man sollte sich nicht so gar eifrig gegen Bonaparte zeigen, denn es wäre doch wohl möglich, daß es der Wille der Vorsehung sei, daß er das Ruder führe.70 Das hätte Senator Abendroth sagen können. Er stand mit seinen Ideen vom Herrscher des Schicksals in den höchsten Sphären der Republik nicht allein.
Aber auch Senator Bartels war kein Freund des Auftrumpfens – trotz vollmundiger öffentlicher Reden auf dem Heiligengeistfeld. Die Bremer, neuerdings auffällig anfällig für nationales Pathos, hatten für den 18. Oktober 1815 zum Jahrestag des Siegs in der Leipziger Völkerschlacht eine große Feier ihres Militär-Kontingents angeordnet, das sich zu diesem Zeitpunkt bei der Armee Wellingtons in Frankreich befand. An der Elbe wurde das Projekt mit Zurückhaltung, um nicht zu sagen mit Befremden registriert. Höflich ersucht Senatus die Bremer, doch bitte noch einmal nachzudenken. Es scheint uns, schrieb Bartels an die Weser, daß manches gegen die Ausführung dieses Vorschlages spricht. Wenngleich es wahr ist, daß die Franzosen uns oft mit Feiern der Schlacht von Jena, Wagram, u.s.w. verhöhnt haben, so ist und bleibt es immer unschiklich im Land des Feindes den Sieg über ihn zu feiern.71 Mit den Aufführungen Preußen-Deutschlands in Versailles 1871 wäre dieser Bürger nicht einverstanden gewesen. Es hatte mit Schicklichkeit zu tun. Sie hatte noch nicht die Farbe von Spießigkeit. Es ging um kluge Zurückhaltung, um höfliche Rücksichtnahme. Schicklichkeit konnte sich also in ein sehr brauchbares politisches Prinzip verwandeln. Man muss den besiegten Feind nicht erbittern,72 meinte Dr. Abendroth dazu. Aber auch in Hamburg ließ sich die Siegesfeier nicht vermeiden.
Beneke fiel zum 18. Oktober 1815, dem Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, eine gewisse Unterkühlung bei der politischen Klasse der Republik auf. Das Haus meines SchwiegerVaters, das Haus Otto von Axens am Jungfernstieg also, zeichnete sich aus, mehr durch reiche, und geschmackvolle farbige Erleuchtung, als durch (die etwas frostig künstlichen) Inschriften. Die offizielle Deko der öffentlichen Gebäude fand er noch unerfreulicher. Ein großes, garstiges Gemählde vor dem StadtHause (die Fratzen der alliirten Kaiser, und Könige in LebensGröße) sprach sehr genau die fratzenhaften Begriffe des Senats von der eigentlichen Bedeutung dieses Tages aus; dagegen, und das wir mir sehr merkwürdig, war das alte RathHaus unerleuchtet.73
Beneke feierte mit deutschem Herzen, die kühlen Aufklärern neigten eher dazu, das Getöse als Störung des bürgerlichen Erwerbsbetriebs zu betrachten. Senatorische Verstandesmenschen, die angespannte Einkommenslage kleiner Haushalte im Blick, hatten ihre Probleme mit gefühliger Symbolpolitik. 1816 schlug der Senat also vor, den 18. Oktober der Einfachheit halber am darauf folgenden Sonntag mitzufeiern. Alles praktisch, ein Feiertag gespart. Damit setzte er sich aber gründlich in die Nesseln. Es gab Empörung schon in den Kollegien. Senatoren und Bürger verstanden sich gegenseitig nicht mehr, jene halten auf die Schonung des Werkeltags, diese auf Deutschheit.74 Das Ergebnis: Der 18. Oktober wurde nach sauer erkämpftem Siege der Volksstimme über die „Perücken“ … ein Festtag.75 Beneke bekam sein AllerDeutschenFest. Trotzdem hatte er sich zu beklagen. Die erneuerte Republik widmete ihre Energien nicht dem teuren Vaterland, sondern erklärte ihre Unabhängigkeit. Buchstäblich. Voran Senator Abendroth.
Die Abkürzungen StAHH, StAB und StACux beziehen sich auf Bestände der Stadt- und Staatsarchive von Hamburg, Bremen und Cuxhaven; die Fußnoten auf die Literaturliste.
StAHH, Senat Cl VII Lit Ba Nr 1 Vol 5a, Abendroth: Puncta deliberanda, o. D., April/Mai 1814.
StAHH, Senat Cl VII Lit Ba Nr 1 Vol 5a, Abendroth: Puncta deliberanda, o. D., April/Mai 1814.
StAHH, Senat Cl VII Lit Ba Nr 1 Vol 5a, Abendroth: Puncta deliberanda, o. D., April/Mai 1814.
Nirrnheim: Briefe, S. 162,
Abendroth an Beneke, 14.4.1814, Beneke-Tagebücher, Bd. III/5, S. 531.
Abendroth: Wünsche, S. 9.
StAHH, Senat Cl VII Lit Ba Nr 1 Vol 5a, Abendroth: Puncta deliberanda, o.D., April/Mai 1814.
Wurm: Abendroth, Text bei Stubbe da Luz: Hamburg, Bd. 1, S. 284.
Bartels: Bericht, letzte, unpaginierte Seite.
Abendroth: Wünsche, S. 165.
Wurm: Abendroth, Text bei Stubbe da Luz/Wurm: ‚Hamburg‘, Bd. 1, S. 285–288.
StAHH, Familie Perthes Friedrich Perthes I Mappe 7c Dok 74, Abendroth an Perthes, 4.3.1814.
Abendroth an Perthes, 30.12.1814, Wurm: Abendroth, Text bei Stubbe da Luz/Wurm: ‚Hamburg‘, Bd. 1, S. 343.
Morgenblatt für gebildete Stände, 29.6.1815.
StAHH, Familie Perthes Friedrich Perthes I Mappe 7c Dok 85, Abendroth an Perthes, 12.3.1814.
Beneke an Abendroth, 24.2.1814, Wurm: Abendroth, Text bei Stubbe da Luz/Wurm: ‚Hamburg‘, Bd. 1, S. 285.
Beneke: Tagebücher, 23.2.1814.
Beneke: Tagebücher, 23.2.1814.
Beneke: Tagebücher, 23.2.1814.
Beneke: Tagebücher, 20.3.1814.
StACux, Amtsarchiv Ritzebüttel II Fach 1 Vol F1 Dok 2, Abendroths Bericht über Ritzebüttel 1816.
StAHH, Familie Voigt B 76 UA 2, Beneke an Abendroth, 26.4.1814.
Gaedechens: Bürgerbewaffnung, S. 31.
Beneke: Tagebücher, 19.2.1814.
Beneke: Tagebücher, 22.3.1814.
Beneke: Tagebücher, 18.5.1814.
Beneke an Perthes, 26.3.1814, Beneke: Tagebücher, Bd. III/5, S. 340.
StAHH, Familie Perthes Friedrich Perthes I Mappe 7c Dok 74, Abendroth an Perthes, 4.3.1814. Clemens Perthes zitiert diesen Brief, ohne irgendwelche Namen zu nennen, und verschleiert damit höflich den Konflikt. Perthes: Friedrich Perthes Leben, Bd. 1, S. 313.
Beneke: Tagebücher, 3.2.1814.
Ihr Geburtsname war Elisabeth Wilhelmine Traub.
Julius Campe an Heinrich Heine, 20.8.1832, http://www.hhp.uni-trier.de/Projekte/HHP/briefe/04baende/band22/showletter?letterid=W24B0093&lineref=0&mode=1, abgerufen 27.3.2019.
StAHH, Familie Perthes Friedrich Perthes I Mappe 7c Dok 85, Abendroth an Perthes, 12.3.1814.
Perthes an Beneke, 19.3.1814, Beneke: Tagebücher, Bd. III/5, S. 256.
StAHH, Familie Sieveking I E 5 Bd 3, Abendroth an Karl Sieveking, 24.3.1814.
Gedächtnisprotokoll Benekes über ein Gespräch mit Abendroth, 20.3.1814, Beneke: Tagebücher, Bd. III/5, S. 262.
Abendroth an Beneke, 14.4.1814, Beneke: Tagebücher, Bd. III/5, S. 474f.
Abendroth an Beneke, 14.4.1814, Beneke: Tagebücher, Bd. III/5, S. 475.
StAHH, Familie Sieveking I E 5 Bd 3, Abendroth an Karl Sieveking, 24.3.1814.
Beneke: Tagebücher, 21.5.1814.
Beneke: Tagebücher, 23.5.1814.
Allgemeine Zeitung, 13.6.1814.
Beneke: Tagebücher, 31.5.1814.
Beneke: Tagebücher, 31.5.1814.
Meyer: Darstellungen, S. 361. Vgl. auch Randig: Ansichten, S. 39-56.
George Parish an seinen Vater, 23.6.1814, zitiert nach Nirrnheim: Briefe, S. 163.
George Parish an seinen Vater, 23.6.1814, zitiert nach Nirrnheim: Briefe, S. 164.
Poel: Hamburgs Untergang, S. 25.
George Parish an seinen Vater, 23.6.1814, zitiert nach Nirrnheim: Briefe, S. 164.
Zitiert nach Poel: Bilder, Bd. 2, Abtlg. 2, S. 63.
Schmidt: Hamburg, Teil 1, S. 277.
Schmidt: Hamburg, Teil 1, S. 302.
Zitiert nach Ehrenberg: Haus, S. 8.
Georg Friedrich Baersch an Beneke, 13.12.1814, Beneke: Tagebücher, Bd. III/5, S. 705.
Beneke: Tagebücher, Jahresrückblick 1818.
Nirrnheim: Briefe, S. 164.
Regine Dorothea Beneke an Caroline und Ferdinand Beneke, 6.6.1814, Beneke: Tagebücher, Bd. III/5, S. 582f.
Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Über die Sängerin Catalani in Hamburger Konzerten (Juni 1816), http://weber-gesamtausgabe.de/A031001, abgerufen 6.4.2017.
StAHH, Familie Voigt B 76 Unterakte 2, Westphalen an Abendroth, 25.6.1816.
StAHH, Familie Voigt B 76 Unterakte 2, Westphalen an Abendroth, 25.6.1816.
Hübbe/Plath: Ansichten, Bd. 1, S. 85.
Abendroth: Antwort, S. 5.
Abendroth: Antwort, S. 6.
Abendroth: Antwort, S. 3.
Anderson/Lappenberg: Sammlung, Bd. 2, S. 108f.
Mönckeberg: Hamburg, S. 341.
StAHH, Familie Sieveking I E 7 Bd 1, Bartels an Sieveking, 4.7.1815.
StAHH, Familie Sieveking I E 7 Bd 1, Bartels an Sieveking, 4.7.1815.
StAHH, Familie Sieveking I E 7 Bd 1, Bartels an Sieveking, 4.7.1815.
Beneke: Tagebücher, 14.9.1816.
Karl Gries an seinen Bruder Diederich, 21.4.1815, zitiert nach Reincke: Briefwechsel, S. 272.
StAB, 2 B 5 a 7 Vol 2, Bartels an Gröning, 29.9.1815.
Abendroth: Ritzebüttel, S. 187.
Beneke: Tagebücher,18.10.1814.
Beneke: Tagebücher, 4.10.1816.
Beneke: Tagebücher, 18.10.1816.


